INNOVATION NAVIGATOR

Innovationswissen aus der Praxis vom verrocchio Institute und seinen Fellows

Was ist ein Innovation Sprint?

Im Innovationsmanagement gibt es viele spannende und wichtige Arbeitsformate – eines davon ist der Innovation Sprint. In diesem Artikel beleuchten wir für Euch einmal ganz verschiedene Blickwinkel auf den Innovation Sprint. Denn obwohl er sehr erfolgreich sein kann, greift bei vielen Unternehmen auch ein Frust mit diesen kurzen Innovationsformaten um sich.

Was steckt also hinter dem Innovation Sprint?

Was sind Innovation Sprints?

Als Innovation Sprint werden häufig äußerst kurze Arbeits- bzw. Projektformate verstanden, die typischerweise 2 bis 5 Tage dauern. In dieser kurzen Zeit werden entweder alle Arbeitspakete einer Makromethode (z.B. Design Thinking) durchlaufen, oder aber man nutzt nur die wesentlichen Innovationsprinzipien als Leitplanken für den Sprint. Ziel eines Sprint ist immer zum Ende mindestens eine Idee generiert zu haben, die das gestellte Problem löst.

Warum gibt es Innovation Sprints?

Es gibt grundsätzlich mehrere Gründe, warum es im Bereich Innovation zu Sprintformaten gekommen ist. Oft untergekommen sind uns bisher Folgende:

  • Aus Zeitmangel für ein größeres Projekt – daher komprimiert man die Herausforderung in wenige Tage
  • Um kleinere Herausforderung zu lösen (Produktverbesserungen, Serviceupdates, Facelifts, etc.) – mehr Ressourcen wären aus wertschöpfender Sicht Unsinn
  • Aus dem Irrglauben heraus, dass Innovationen entstehen, wenn ein paar junge, verrückte Menschen eine kurze Zeit hochdynamisch und mega agil um den Kunden kreisen

Welche Gefahren und Fallen gibt es rund um Sprints?

Rund um Innovation Sprints kann man sowohl Erfolgsgeschichten als auch großen Frust wahrnehmen. Wir vom verrocchio Institute wurden in den letzten Jahren immer öfter als eine Art Gutachter beauftragt, um zu schauen, warum durchgeführte Sprints nie zu befriedigenden Ergebnissen geführt haben.

Tatsächlich gibt es besonders rund um die hochverdichteten Sprintformate viele Gefahren und Fallen, in die man tappen kann. Wir haben hier für Euch eine kleine Sammlung häufiger Fehler zusammengestellt:

  • Die Teilnehmer verfügen nicht über das relevante Mindset.
    Ganz besonders bei Sprintformaten gibt es typischerweise keine große Zeit für Mindset Arbeit. Doch gerade beim Innovieren braucht es bestimmte Haltungen und Einstellungen der Teilnehmer. Deshalb wirken sich nicht passende Mindsets rasch negativ aus.
  • Die Teilnehmer verfügen über zu wenig Methodenwissen.
    Für Methodenschulungen fehlt typischerweise ebenfalls die Zeit in den intensiven Sprintformaten. Zu geringes Methodenwissen führt zu unsauberer Arbeitsweise und fast immer zu Ergebnissen, die niemals umgesetzt werden.
  • Die gestellte Herausforderung ist viel zu breit oder zu generisch.
    Herausforderungen wie „Denkt Euch mal einen tollen digitalen Service aus, der unsere Kunden begeistert.“ sind viel zu generisch und zu breit. Solche Herausforderungen lassen sich schon gar nicht in kurzen Innovation Sprints ausreichend bearbeiten. Für Innovation Sprints werden spitze oder scharfe Herausforderungen benötigt wie „Wie müsste unsere Service-App aussehen, damit auch Senioren damit spielend zurechtkommen und begeistert davon erzählen?“
  • Die Räume und das Equipment sind nicht ausreichend.
    Besonders bei Innovation oder Design Thinking Sprints kommt es darauf an, die Teilnehmer in der kurzen Zeit maximal zu unterstützen, um die Erfolgswahrscheinlichkeit zu steigern. Ein inspirierender Raum, Arbeitsmaterialien und Prototyping Materialien müssen immer in ausreichender Menge sofort griffbereit zur Verfügung stehen. Sonst wird kostbare Zeit verschwendet.
  • Es wird nicht wirklich agil, iterativ gearbeitet.
    Bei Methoden wie Design Thinking oder Lean Startup kommt der Erfolgshebel überwiegend aus einer agil, iterativen Arbeitsweise. Man arbeitet in sogenannten iterativen Schleifen (Loops), bzw. nutzt dazu Hilfsmethoden wie „Timeboxing“. In vielen Sprints geht das agil, iterative Element verloren, da man die kurze, zur Verfügung stehende Zeit zu sehr vorplant. Es entstehen Formate wie:

    Montag – Map („Verstehen“)
    Dienstag – Sketch („Ideen sammeln“)
    Mittwoch – Decide („Entscheidung treffen“)
    Donnerstag – Prototype (Prototype bauen)
    Freitag – Test („Testen mit Feedback von Kunden“)

    Hier muss man sehr achtsam vorgehen: Zu starre Formate können in der Ergebnislosigkeit enden.

Welche verschiedenen Sprint Formate gibt es?

Grundsätzlich gibt es für den Begriff Sprint keine wirklich genaue Definition. Aber wir haben hier einmal Sprintformate aufgelistet, die aktuell in vielen Unternehmen vorkommen:

  • Innovation Sprint
    Der landläufige Begriff für Innovationsprojekte, die in kurzen Sprintformaten durchgeführt werden.
  • Design Thinking Sprint
    Dies ist ein Innovation Sprint, der speziell mit der Methode Design Thinking durchgeführt wird.
  • Design Sprint
    Einfach eine kurze Bezeichnung für Design Thinking Sprint – im Sinne eines Innovation Sprint, der kundenzentriert abläuft.
  • Google Design Sprint
    Der Google Design Sprint Prozess wurde erstmals im Jahr 2010 durch Google Ventures bekannt und basiert auf dem Ansatz des Design Thinkings. Er wird meistens genutzt, wenn noch keine konkrete Idee oder ein Geschäftsmodell entwickelt worden ist. Design Sprints hingegen beginnen an einem späteren Zeitpunkt. Sie helfen dabei, Projekte in kürzester Zeit in einem definierten 5-tages Prozess zu realisieren.
  • Lern Sprints
    Ein Lern Sprint dient dazu, Teilnehmer in einer Methode wie Design Thinking und deren agil, iterativem Arbeitsformat zu schulen bzw. zu trainieren. Hier steht nicht die generierte Idee im Vordergrund, sondern das nachhaltige Lernen durch echte Erfahrungen.
  • Assessment Sprints
    Viele Unternehmen nutzen Assessment Sprints dazu, Talente und High Potentials zu identifizieren oder weiterzuentwickeln. In einem agilen Innovation Sprint kann man die Teilnehmer gut in verschiedensten Arbeitssituation und im Teamkontext ganzheitlich beobachten.

Was ist besser: Ein Innovation Sprint oder ein Innovationsprojekt?

Hier ist wohl die richtige Antwort: „It depends.“ – es kommt eben darauf an, welches Ziel man erreichen möchte und welche Mittel bzw. Ressourcen einem zur Verfügung stehen. Der größte Fehler, den wir sehr häufig sehen, ist es, mit einem kleinen Sprint zu große Herausforderungen anzugehen. Das erzeugt nur Frust bei allen Beteiligten und erzeugt auch sehr oft die so gefährlichen „Pseudoinnovationen“ – also Innovationen, die nicht wirklich neu sind.

Welche Voraussetzungen braucht ein erfolgreicher Sprint?

Hier können wir auf Basis unserer mehr als 10jährigen Erfahrung mit internationalen Kunden und Projekten folgende kleine Checkliste für Euch zur Verfügung stellen:

  • Ein multidisziplinäres, diverses Team mit hoher Motivation und dem richtigen Mindset
  • Einen sehr erfahrener Innovation Coach
  • Eine spitze und nicht zu breite Herausforderung
  • Teilnehmer mit guten Vorerfahrungen und Methodenwissen im Bereich Ideenfindung und Design Thinking
  • Ein Mandat durch einen stark involvierten Auftraggeber des Sprints
  • Ein sehr inspirierender Raum mit optimalem Equipment
geschrieben vonBenno van Aerssen